Tetrazepam

Tetrazepam

Grundlagen

Tetrazepam gehört zu der Gruppe der Benzodiazepine und hat eine muskelentspannende, dämpfende, angstlösende, schlaffördernde und krampflösende Wirkung. Im April 2013 empfahl die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) das Arzneimittel vom Markt zu nehmen, weil es zu schweren Hautreaktionen kommen kann und somit das Risiko des Arzneimittels den Nutzen überwiegt. Tetrazepam ist laut EMA in der Europäischen Union nicht mehr verfügbar. Tetrazepam sollte nicht plötzlich abgesetzt werden, ärztlicher Rat ist daher einzuholen. Wie auch bei anderen Arzneimitteln aus der Gruppe der Benzodiazepine besteht bei Tetrazepam ebenfalls das Risiko einer Abhängigkeit.

Grafik Strukturformel des Wirkstoffs Tetrazepam

Medikamente mit Tetrazepam

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
Tetrazepam-TEVA 50 mg Tabletten Tetrazepam TEVA GmbH
Tetrazepam-ratiopharm 50 mg Filmtabletten Tetrazepam Ratiopharm GmbH
Tetrazepam-neuraxpharm 50 mg Tetrazepam neuraxpharm Arzneimittel GmbH
Tetrazepam-neuraxpharm 100 mg Tetrazepam neuraxpharm Arzneimittel GmbH
Tetrazepam-MIP 25 mg Tabletten Tetrazepam Chephasaar Chemisch-Pharmazeutische Fabrik GmbH

Wirkung

Tetrazepam wird als muskelentspannendes Medikament eingesetzt, speziell bei Krampfanfällen oder bei durch Muskelverspannungen hervorgerufenen chronischen Schmerzen. Als dämpfendes, angstlösendes oder schlafförderndes Medikament gibt es besser geeignete Arzneimittel aus der Gruppe der Benzodiazepine. 

Tetrazepam wirkt an den GABA-A-Rezeptoren und verstärkt den Effekt des Botenstoffes (Neurotransmitters) GABA bei dessen Anwesenheit. Durch diese Rezeptorbindung kommt es zu einem vermehrten Chlorid-Ionen-Einstrom, was wiederum zu einer erhöhten elektrischen Spannung in der Zelle führt (Hyperpolarisation). Durch diesen Effekt wird die Zelle vor einer Übererregung geschützt. Tetrazepam ist GABA-abhängig, das heißt, dass Tetrazepam nur dann wirken kann, wenn gerade GABA an denselben Rezeptor bindet, sie müssen also gleichzeitig an den Rezeptor binden. Vorteil ist, dass dadurch das Risiko einer Atemdepression, also eines Atemstillstandes durch Muskellähmung, verglichen mit früher verwendeten Arzneistoffen gesenkt ist. Tetrazepam führt relativ schnell zu einer Gewöhnung, wodurch es zu einer Abhängigkeit kommen kann.  

Tetrazepam wird über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen und liegt nach Einnahme mittels Tablette zu 83-87% an Plasmaproteine gebunden vor. Die maximale Plasmakonzentration wird nach 1,5-2 Stunden erreicht. Tetrazepam wird in der Leber abgebaut und beinahe ausschließlich über die Niere ausgeschieden. Ein Steady-State Zustand wird nach ca. 3 Tagen erreicht, das heißt, dass sich die vollständige Wirkung erst nach einer konstanten Einnahme des Medikaments von 3 Tagen einstellt.

Dosierung

Nehmen Sie Tetrazepam immer genau wie in der Packungsbeilage beschrieben bzw. genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein.

Generell wird die Dosis am Anfang schrittweise gesteigert, um die optimale Wirkung erreichen zu können. Die übliche Dosis bei Erwachsenen beträgt 50 mg pro Tag. Wird die erwünschte Wirkung nicht erreicht, so kann die Dosierung langsam auf bis zu 400 mg pro Tag (bei schweren Krampfzuständen) erhöht werden.

Nebenwirkungen

Folgende Nebenwirkungen können auftreten:

Häufig: 

  • Sprech- und Bewegungsstörungen
  • Übelkeit und Erbrechen

Gelegentlich: 

  • allergische Hautreaktionen

Selten: 

  • Durchfall oder Verstopfung

Sehr selten:

  • Starker Speichelfluss
  • Mundtrockenheit
  • vermehrter Durst
  • Störungen beim Harnlassen
  • Störungen der Regelblutung
  • verminderter Sexualtrieb

Des Weiteren kann es zu: 

  • Erinnerungslücken
  • beeinträchtigtem Reaktionsvermögen
  • Schwindel
  • Müdigkeit
  • Muskelerschlaffung
  • niedrigem Blutdruck
  • Leberzellschädigung
  • Gallenstauung
  • Überempfindlichkeitsreaktionen
  • schweren Hautreaktionen (DRESS-Syndrom, Stevens-Johnson Syndrom, oder toxischer epidermalen Nekrolyse) 
  • Emotionslosigkeit
  • reduzierter Aufmerksamkeit
  • Kopfschmerzen
  • Doppeltsehen
  • Wahnvorstellungen
  • Wutanfällen 
  • seelischen Störungen
  • und unangemessenem Verhalten kommen.

Bei älteren Patienten kann es zusätzlich zu einer erhöhten Sturzgefahr kommen. Bei Kindern und älteren Menschen können aggressives Verhalten, Erregungszustände, Halluzinationen, Ein- und Durchschlafstörungen auftreten. Durch eine Tetrazepam-Therapie kann eine bereits bestehende Depression erneut auftreten. 

Bei Tetrazepam besteht die Gefahr eine Abhängigkeit zu entwickeln. Je höher die Dosis oder die Dauer der Behandlung, desto höher das Risiko einer Abhängigkeit. Das gilt bereits für therapeutische Anwendungen. Spätestens nach vier Wochen sollte überprüft werden, ob die Therapie mit Tetrazepam noch notwendig ist.

Wechselwirkungen

Mit folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen auftreten:

  • mit anderen Arzneimitteln aus der Gruppe der Benzodiazepine, da das Risiko von Entzugserscheinungen erhöht sein kann.
  • mit alkoholhaltigen Arzneimitteln, weil dadurch die Müdigkeit verstärkt werden kann.

Mit folgenden Arzneimitteln können Wirkungen und Nebenwirkungen verstärkt werden:

  • morphinhaltigen Arzneimitteln
  • Medikamenten aus der Gruppe der Barbiturate
  • H1-sedierenden Antihistaminika
  • Schlafmitteln, krampflösenden Mitteln, Narkosemitteln und angstlösenden Mitteln, welche nicht aus der Gruppe der Benzodiazepine stammen
  • Neuroleptika
  • bestimmten Arzneimitteln zur Blutdrucksenkung 
  • Arzneimittel zur Muskelentspannung
  • Arzneimittel mit den Wirkstoffen Cisaprid, Cimetidin oder Omeprazol
  • Medikamente mit dem Wirkstoff Clozapin, da diese das Risiko für einen Kollaps mit Atem- und/oder Kreislaufstillstand hervorrufen können. 

Mit folgenden Arzneimitteln können möglicherweise Wechselwirkungen auftreten:

  • Blutdrucksenker
  • Betablocker (zur Behandlung von Bluthochdruck und bestimmten Herzkrankheiten)
  • herzstärkende Arzneimittel (Herzglykoside)
  • Blutgerinnungsmittel
  • Arzneimittel zur Blutzucker Behandlung
  • H2-Rezeptorblocker (bei Allergien oder Übelkeit)
  • empfängnisverhütende Arzneimittel (“die Pille”)

Die gemeinsame Einnahme von Tetrazepam mit Alkohol kann zu verstärkter Müdigkeit führen, sowie das Risiko für eine Abhängigkeit von Tetrazepam erhöhen.

Gegenanzeigen

Tetrazepam soll nicht eingenommen werden:

  • bei Allergie gegen Tetrazepam
  • bei schweren Atembeschwerden
  • bei Formen von Muskelschwäche
  • bei schwerer Leberfunktionsstörung

Vorsicht besteht bei: 

  • Nervenerkrankungen mit Gangunsicherheit, Gleichgewichts- oder Sprechstörungen
  • Vergiftung mit Alkohol, Schlaf- oder Schmerzmitteln
  • Arzneimitteln zur Behandlung geistig-seelischer Störungen (Antidepressiva)
  • eingeschränkter Leberfunktion
  • eingeschränkter Nierenfunktion

Altersbeschränkung

Freigegeben ab dem 2. Lebensjahr. Wird bei Kindern und Jugendlichen nur angewendet, wenn es absolut erforderlich ist.

Schwangerschaft & Stillzeit

In der Schwangerschaft sollte Tetrazepam nur sehr vorsichtig und nach strenger Abwägung des Nutzen-Risiko-Aspekts verabreicht werden. Es ist zu beachten, dass nur sehr wenige Erfahrungsberichte vorliegen. 

In der Stillzeit sollte Tetrazepam nicht angewendet werden, da es in die Muttermilch übertritt. Bei einer Einnahme von mehr als 2 Tagen sollte abgestillt werden.

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code M03BX07
Summenformel C16H17ClN2O
Molare Masse (g·mol−1) 288,772
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt (°C) 144
CAS-Nummer 10379-14-3
PUB-Nummer 25215
Drugbank ID DB13324

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Thomas Hofko

Thomas Hofko
Autor

Thomas Hofko befindet sich im letzten Drittel seines Bachelorstudiums der Pharmazie und ist Autor und Lektor für pharmazeutische Themen. Er interessiert sich besonders für die Bereiche Klinische Pharmazie und Phytopharmazie.

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer
Lektor

Stefanie Lehenauer ist seit 2020 freie Autorin bei Medikamio und studierte Pharmazie an der Universität Wien. Sie arbeitet als Apothekerin in Wien und ihre Leidenschaft sind pflanzliche Arzneimittel und deren Wirkung.

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